einen vogel hob ich auf
mit zartem federflaum
er lag genau vor deiner tür
den schnabel noch geöffnet
unter dem flaum die haut
war weich wie deine
wange; die farbe wie ein
frühlingsmorgen
ich hatte keinen wurm
schwarz der totenkopf auf der flagge ist deiner
ich kann nur beide augen zukneifen oder keins
wie soll ich ohne augenklappe durchs fernrohr schaun
land in sicht wird mein land sein und hinter tausend hügeln meine stadt
kappt das tau
ich ziehe das langboot nicht mehr hinter mir her
ich will acht knoten schaffen
im morgengrauen ist land in sicht und weiße klippen im mittagslicht.
an deinen augen
zünd ich meine
zigarette an
nach oben
vor meinen
fällt
der schnee
mach ihn größer
mach ihn höher
erachte ihn als den Höchsten
denn er hat sich erniedrigt
damit dich der Schritt
auf seinen Rücken nicht zer
reißt
Was braucht der Mensch zum Glücklichsein? Wie glücklich macht Mallorca?
Bis 1989 waren die Profizauberer ausgebucht. Heute sieht man sie in den Fußgängerzonen mit Kartentricks ein paar Cent verdienen. Sie tragen lange Haare. Wo bleibt die Selbstdisziplin, wenn um jeden Euro gekämpft werden muss?
Eine traurige Zeit ist das. Freute man sich früher über einen soliden Beruf, machen sich heute Wut und Enttäuschung über die Arbeitsbedingungen breit. Wir handeln Sozialpläne aus. Fürstliche Boni. Dienstwagen. Wir gehen in Revision und auf Expansionskurs. Wir schieben 200 Millionen Überstunden vor uns her.
Einige Bosse hat Käptn Blaubär gefressen. Der lernte 1994 in Berlin die Eisfee kennen und reiste mit ihr um die Welt, mit Laptop, 200 CDs und ein paar Klamotten. Puerto Rico, Costa Rica, Südafrika, Trinidad.
Eröffneten Ende der Neunziger eine Internetfirma auf Mallorca. Bieten Profizauberern einen Job und die Möglichkeit, eine Woche lang gut zu leben. Meer, Sonne, Strand und Internet. Frühstück auf der Terrasse. Zur Party nach Berlin. Mit dem Firmenwagen übers Land brausen. Aus der Pleite ins Glück.
Währenddessen läuft im Internet die Abstimmung über den Kopf der Woche. Bis zu 16 Stunden täglich sitzen die Fans am Bildschirm und bieten mit.
Samstagmorgens trifft man sich zur Nachlese. Lässt den Kopf der Woche rollen, verschickt ihn gegen Vorlasse an den Höchstbietenden, eingelegt in Spiritus in einer Mehrwegflasche mit Etikett: “Hoffnungsträger”. Dann erzählt man sich Geschichten. Sägt Holz und Knochen, kehrt das Sägemehl ordentlich auf. Backt daraus Brot für die Welt. Hier haben die Leute Splitter in den Fingern.
Sonntags nach dem Gottesdienst ein Fernsehinterview für den Spitzenkandidaten der Woche 621. Auf die Frage nach der Angst antwortet er ruhig. “Auch Dachdecker können vom Dach fallen, das ist Berufsrisiko. Meine Familie ist stolz auf mich, weil ich eine berufliche Perspektive habe.”
Die Eisfee verkündet: “Ich hab immer geschafft, was ich wollte.” Anfangs konnte sie davon nicht leben. Mittlerweile ist sie 168 Jahre alt. Aber hier auf Mallorca schaut keiner aufs Alter. Hier schauen alle aufs Meer.
Ich seh den Buchsbaum im Garten stehn.
Vater beschneidet den Efeu.
Aus der Ruhe bricht so ein Ton hervor,
der nicht verklingt.
Nachbarn trimmen die Hecken in Form.
Mutter streut Schneckenkorn.
Auf dem Feld hinterm Haus werden Straßen gebaut
für künftige Häuser.
In meinem Bett werden Gäste schlafen.
Ich kehre die Straße und singe.
Aus dem Ton steigt so eine Ruhe empor
die nicht verklingt.
Hätte ich Pik gespielt
Wärst du rausgekommen
Ich hätte das Kreuz zurückhalten müssen
Wir lassen uns nicht
in die Karten schaun
Wir beißen ja auch nicht in fremde Äpfel
fest. Um deine Stirn
schlingt sich mein Zopf.
Wir trinken die Sonne aus
Dosen. Wir essen die
Kindheit auf. Deinen Ring
aus Zigarettenpapier
steck ich mir an
den Finger: Er passt.